Handwerkerinnen retten das Klima - aber es gibt zu wenige (mit Madita Brauer und Frank Voßloh)

Wer heute einen Handwerker sucht, braucht viel Geduld. Der Fachkräftemarkt ist leergefegt, Handwerksbetriebe zahlen bis zu 10.000€ Einstellungs-Prämien - und trotz bester Karriereaussichten gibt es immer weniger Lehrlinge.

Der Handwerkermangel nervt nicht nur im Alltag und bringt Bauvorhaben ins Stocken - er gefährdet auch die Energiewende. Allein für den Austausch veralteter Heizungen werden bis zu 100.000 neue Fachkräfte benötigt. Wo sollen diese Klimaretter herkommen?  Wie können wir alte Vorurteile gegen das Handwerk ausräumen? Wie begeistern wir mehr Frauen für eine Lehre? Wie werden Handwerksunternehmen attraktiv für die jungen Generationen? Darüber spricht Marius Luther in dieser Folge von “Unentbehrlich” mit der Handwerks-Influencerin Madita Brauer und Frank Voßloh, Deutschland-Geschäftsführer des Klimatechnik-Unternehmens Viessmann.

Auch mit Abitur ist die Handwerks-Ausbildung eine echte Option sagen beide - mit guten Gehältern, besten Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Nur: Diese Botschaft kommt in den Schulen nicht an - vor allem Gymnasien tun sich schwer damit, Handwerksberufe vorzustellen. Dabei bietet gerade das Handwerk die Chance, ganz konkret etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Welches Bild hast du vom Handwerk - war oder ist es für dich eine Karriere-Option, würdest du es deinen Kindern empfehlen? Bist du selber im Handwerk tätig und kennst den Nachwuchsmangel aus erster Hand? Hast du Ideen, wie man das Image der Handwerks-Berufe verbessern kann? Ich freue mich über dein Feedback auf LinkedIn oder https://www.unentbehrlich.co/.

  • [00:00:00] Madita Brauer: 50 Prozent der Frauen sind vielleicht nicht fürs Handwerk gemacht, okay. Die anderen 50 Prozent wissen nichts davon. Ja es ist total schade, weil es ist, es ist nicht in den Köpfen drin, dass Handwerk einfach in die Zukunftsperspektive von jedem Schüler oder jeder Schülerin einfach mit einbezogen werden muss.

    [00:00:18] Frank Voßloh: In München werden Handgelder von zwischen fünf und 10.000 Euro gezahlt. Was meine ich mit Handgeld? Da sagt der Installateur, wenn du zu mir kommst und zwei Jahre bei mir bleibst, gibt es erst mal zwischen fünf und 10.000 Euro aufs Konto. Hätte man sich vor zehn Jahre nicht vorstellen können, aber das zeigt, wie der Markt momentan tickt.

    [00:00:36] Marius Luther: Herzlich willkommen zu Unentbehrlich, dem Fachkräfte-Podcast. Ich bin Marius Luther, Gründer und Geschäftsführer von Heyjobs.de. Und in diesen Podcast will ich herausfinden: Was können wir alle, wir alle gemeinsam gegen den Fachkräftemangel tun? Und wie Ihr schon gehört habt: Heute geht es ums Handwerk.

    [00:00:55] Marius Luther: Am ersten November letzten Jahres war es soweit: Meine Heizung war kaputt, Warmwasser weg, kalt duschen war angesagt. Bei der Reparatur angerufen, dann gehört: Den nächsten Termin gibt es drei Wochen später. Drei Wochen kalt duschen. Fachkräftemangel spüren wir also sehr direkt. Es geht mir aber nicht nur um meinen persönlichen Komfort, sondern auch um die Zukunft meiner und unserer Kinder - und damit konkret um den Klimawandel. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, wenn wir weg wollen von fossilen Brennstoffen, ganz aktuell vom russischen Gas, dann brauchen wir viel mehr Handwerkerinnen, die uns die Häuser dämmen und moderne Heizung einbauen.

    [00:01:36] Marius Luther: Und wie dringend unser Klimaretter-Handwerker-Problem ist, das habe ich mir zuerst erklären lassen von Dr. Frank Voßloh, Deutschland-Geschäftsführer von Viessmann, dem größten Haustechnik-Familienunternehmen Deutschlands.

    [00:01:49] Frank Voßloh: Wenn ich einen alten Öl-Kessel austausche und mache einen modernen Gas-Brennwertkessel rein, dann brauche ich dazu vielleicht zwei Manntage, vielleicht brauch ich auch drei Manntage, spielt keine so richtige Rolle. Wenn ich aber so ein altes fossiles System rausreiße und baue eine Wärmepumpe ein, brauch ich die doppelte Zeit. Da brauch ich eher vier bis fünf oder vielleicht auch sechs Manntage. Und wenn man dann das Tempo im Austausch hochhalten will, wenn man bei einer Million Geräten pro Jahr, die man austauschen will, um CO2-mäßig besser zu werden, um das wirklich umzusetzen, was wir uns jetzt vornehmen, es gibt da ja sehr ambitionierte Pläne, können wir zwischen 70 und 100.000 neue Handwerker gut gebrauchen. Und deshalb haben wir uns mit dem Zentralverband des Handwerks zusammengetan, haben gesagt, wir müssen aus dem SHK-Handwerker eigentlich so einen Klima-Helden machen. Wir sind, wir sind systemrelevant. Wir können definitiv dabei helfen, den CO2-Ausstoß in den Gebäuden deutlich runterzubringen, und dann ist man eben ein Klimaheld, ein aktiver Teil der Energiewende. Und wenn das, ich weiß jetzt nicht im Kindergarten, aber ab der Grundschule und dann vielleicht auch im Physikunterricht oder im Erdkunde-Unterricht immer klarer wird, Mensch, mach irgendwas, um CO2 runter zu prügeln, dann finde ich das hochgradig spannend. Ich sehe das an meinen drei unterdessen erwachsenen Töchtern. Alle am Ende des Studiums und nicht Handwerker geworden. Wir reden oft über Klimaschutz, und was was bei der jungen Generation spüre ich, also da werden zwei Dinge nach vorne gesetzt. Da sagt man, man fährt Fahrrad oder öffentlichen Personennahverkehrs. Sehr löblich. Da wird immer weniger Fleisch gegessen, auch aus Klimaschutz- und Gesundheitsgründen. Aber eben die dritte Komponente, ins Handwerk zu gehen und an der Technik zu schrauben und dort was nach vorne zu bringen, das ist eben leider noch nicht so richtig durchgedrungen. Und da hoffe ich, dass wir da auf dem guten Weg sind.

    [00:03:34] Marius Luther: Früher hätte man gesagt: "Klempner". Heute sagt man "Anlagenmechaniker SHK", das klingt schon mal moderner. Aber in den Top Zehn der Traumberufe an einem deutschen Gymnasium ist der Job noch lange nicht angekommen.

    [00:03:48] Frank Voßloh: Ich glaube es liegt wirklich daran, dass das Image noch veraltet ist. Und ich sagt das böse Wort jetzt nicht, aber SHK-Installateur hat immer noch Gas Wasser S-C-H, das ist noch ein bisschen in den Köpfen drin. Wir arbeiten sehr eng mit Politik und Handwerk daran. Wir wollen zu Gas Wasser Laptop, um ganz klar die technische Komponente herauszuarbeiten und auch zu zeigen, dass das ein furchtbar spannender Beruf ist.

    [00:04:12] Marius Luther: Und das bestätigt mir auch mein zweiter Gast. Ihr habt sie schon am Anfang gehört. Madita Brauer, Handwerksmeisterin und Influencerin. Auf Instagram ist sie bekannt als "Frau im Handwerk". Sie ist mit ihren 25 Jahren schon Meisterin und schreibt gerade ihre Bachelorarbeit. Und auch sie hat das Gefühl, dass Fachkräftemangel und den Klimawandel aufhalten zwei Seiten derselben Medaille sind.

    [00:04:36] Marius Luther: Wir sind in der Energiewendeeiner der wenigen Handwerksberufe, die da was verändern können müssen sollen. Ich hab immer so das Gefühl, an uns bleibt's nachher hängen. Wir sind nachher die, die die nachhaltigen Brennstoffe irgendwie verwerten müssen. Wir sind die die andere Ideen haben müssen. Wir sind, die die wenn Gas ausgeht, irgendeine Alternative auf einmal herzaubern müssen. Und das ist so das Spannende. Die Lösung liegt also auf der Hand. Wir brauchen mehr Menschen in diesem unentbehrlichen Beruf. Also lasst uns einsteigen in die Möglichkeiten. Zunächst müssen junge Menschen ja wissen, dass dies überhaupt ein spannendes Berufsfeld ist. Und dass sie mal auf der Baustelle glücklich werden würde, das war Madita früher überhaupt nicht klar.

    [00:05:23] Madita Brauer: Ich wusste nicht, dass das der Beruf ist, der mich glücklich macht. Gestartet habe ich nach meinem Voll-Abi mit einer Banklehre, ganz klassisch, bei uns in der Familie irgendwie typisch, habe die auch zu Ende gebracht und bin jetzt im trialen Studium gestartet. Das bedeutet die Ausbildung, ein duales Studium auf Abendschule und den Meister. Ich war ja sehr unzufrieden in der Bank und wusste, ok, ich muss auf jeden Fall was anderes machen, ich nicht wusste aber noch nicht was, hatte dann eben dieses Konstrukt zum ersten Mal gesehen und dachte, okay, krass, das klingt nach super viel Stress, das ist genau das Richtige für mich. Bin dann in den Familienbetrieb zu meinem Vater und hab gesagt, ja, ich mache übrigens jetzt die Ausbildung bei dir. Dann haben wir alle gelacht, weil uns war irgendwie klar, okay, mit zwei linken Händen, keinerlei technischem Hintergrund, null handwerklichem Geschick... So war es zumindest zu diesem Zeitpunkt. Wir wussten davon nicht viel, dass ich jemals irgendwann Badezimmer installieren könnte, habe ich dann gestartet. Und ab diesem Tag war es mir dann klar, okay, mich bekommt man so schnell auch nicht von der Baustelle weg. Und dann war es, okay, ich bin genau hier richtig!

    [00:06:40] Marius Luther: Aber momentan sind Frauen im Handwerk noch die Ausnahme, und das müssen wir, sagt auch Frank, dringend ändern.

    Dass Männer in die Pflegeberufe reinkommen, das sieht man immer öfter, das ist, ich sag mal, fast normal geworden, aber dass Frauen ins Handwerk gehen, ist eben noch nicht normal geworden. Diese diese Gegenbewegung, wenn ich das so nennen darf, die fehlt.

    [00:07:00] Marius Luther: Zurück zu Madita. Ich will das noch mal betonen. Maditas Eltern führen einen Handwerksbetrieb, und trotzdem ist sie aufgewachsen mit dem Bild, ich hab zwei linke Hände und das Handwerk ist nichts für Frauen. Und dieses Bild, das müssen wir als Gesellschaft dringend ändern.

    [00:07:17] Madita Brauer: Dadurch, dass wir einen handwerklichen Betrieb zuhause hatten und da auch keine Frau mit auf der Baustelle war, war es für mich auch nicht von vornherein klar, dass das was für mich ist, und hab dann auch für alles, was, ja, in meinem Zimmer, sei es ein Bilderrahmen oder ein Schuhregal, wurde halt von den Kollegen gemacht. Das war für mich total klar, für alle anderen auch irgendwie, und demnach wussten wir nicht, dass auch ich das gekonnt hätte. Ich möchte wirklich davon ausgehen, dass sobald ich einen Tag da auf der Baustelle gewesen wäre, auf der richtigen Baustelle mit dem richtigen Team, hätte ich gewusst, okay, das, das ist genau das, wofür ich irgendwie brenne und lebe.

    [00:08:00] Marius Luther: Und um genau diese Praxis Erfahrungen zu machen, sagt Madita, muss das Handwerk auch in die Schulen kommen.

    [00:08:06] Madita Brauer: Ich würde empfehlen, dass so wie dieses Sozial-Praktikum Pflicht ist, dass eben auch ein Handwerks-Praktikum Pflicht wird. Denn 50 Prozent der Frauen sind vielleicht nicht fürs Handwerk gemacht, okay. Die anderen 50 Prozent wissen nichts davon. Und das spiegel ich aber auch gerne auf die Männer wieder. 50 Prozent der Männer sind auch bei Gott nicht fürs Handwerk gemacht. Vielleicht wissen sie das nicht und sind trotzdem auf der Baustelle zu finden. Ja es ist total schade, weil es ist halt einfach nicht, es ist nicht in den Köpfen drin, dass Handwerk einfach mit in die Zukunftsperspektive von jedem Schüler oder jeder Schülerin einfach mit einbezogen werden sollte und auch muss.

    [00:08:48] Marius Luther: Was ich ermutigend finde: Madita ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass dieser Beruf für Männer und Frauen spannend ist. Auch Frank hat mir eine Anekdote mitgebracht, die mich echt beeindruckt hat.

    [00:08:58] Frank Voßloh: Wir fahren bei Viessmann viel Motorrad und ich bin dann mit einem Handwerkerkunden von uns auch Motorrad gefahren, dann sagt der Stefan Fronius, ich darf den Namen durchaus sagen, sagt Frank, kommt doch noch mit rein auf einen Kaffee. Und dann saß da eine sehr patente junge Dame, 28, 29, und dann sagte der Vater, und Sophia, gehst du morgen zu dem Meisterkurs? Da habe ich gesagt, oh, da will ich aber meinen Respekt zollen, mit 28, 29, weiblich und schon Meisterin! Daraufhin grinste mich Sophia Fronius an und sagte, nee nee Herr Voßloh. Ich nehme die Meisterprüfung ab. Ich bin die Innungsvorsitzende in München und habe vor zwei Jahren den Meister als Beste in ganz Bayern

    [00:09:37] Marius Luther: Wenn man Madita und Frank zuhört, dann ist es ein ganz wunderbarer Beruf. Warum gibt es dann nicht vielmehr Role Models wie Madita Brauer, wie Sophia Fronius? Warum gehen nicht viel mehr junge Frauen und Männer diesen Weg? Fangen wir mal an mit dem Geld.

    [00:09:54] Frank Voßloh: Ich habe mal scherzesweise in einer Kundenveranstaltung mit Top-Handwerkern, die haben mich dann auch gefragt, Mensch Herr Voßloh, was was müssten wir denn tun, um um das Handwerk mehr attraktiver zu machen? Habe ich gesagt, ach wissen Sie, es würde schon reichen, wenn Sie alle ihre Steuererklärungen am Jahresende offen legen müssten, so wie in Schweden. Gab dann nur sehr verhaltenen Applaus im Saal. Aber ich glaube, das trifft es gut. Wer heute einen ordentlich strukturierten Handwerksbetrieb führt, hat schon gutes Auskommen, gar keine Frage.

    [00:10:21] Marius Luther: Ist das vergleichbar schon mit eine Arztpraxis, die man führt?

    [00:10:27] Frank Voßloh: Ich glaube, das ist nicht vergleichbar. Wenn man es professionell macht, wird man mit dem Handwerksbetrieb im Durchschnitt deutlich mehr verdienen.

    [00:10:35] Marius Luther: Also ums Geld müssen sich die Handwerkerinnen von morgen keine großen Sorgen machen. Aber was ist mit den körperlichen Anforderungen? Madita jedenfalls erinnert sich noch sehr gut an ihren ersten Tag auf der Baustelle.

    [00:10:48] Madita Brauer: Der absolute Horror für mich und vor allem für meine Kollegen, denn ich wusste nichts. Ich wusste den Unterschied zwischen Schlitz- und Kreuzschraubendreher nicht, ich wusste nicht, wie man Bohrer ins Bohrfutter bringt und ich wusste nicht, wie man überhaupt eine Schraube irgendwo reinschraubt. Also das war wirklich anstrengend. Körperlich eine komplette Überforderung. Ich habe maximal den Kopierer bedient davor, und bin dann auf einmal acht Stunden auf den Beinen, was schon ein Unterschied ist wie Tag und Nacht, und hab dann eben auch noch Maschinen in der Hand gehabt, die - jetzt sind die nicht schwer, aber zu diesem Zeitpunkt dachte ich, ich heb mein eigenes Gewicht, gefühlt. Und der absolute Muskelkater, den hatte ich inklusive nach den ersten Tagen Baustelle. Aber es war okay, das war das Gefühl, man hat was geschafft. Ich habe endlich irgendwas gemacht, was anderen hilft, das andere weiterbringt, wo ich komplett hinter stehe. Ich hatte diese Erfahrung hatte ich vorher nicht, dass ich irgendwas in meinen Händen erlebt habe, geschaffen habe. Ob's jetzt Dopamin oder ein anderes Gefühls ding in meinem Gehirn war, auf jeden Fall war's mega toll, und das hat dafür dafür gesorgt, dass ich nicht mehr wegzudenken war auch aus der Baustelle.

    [00:12:19] Marius Luther: Können Unternehmen eigentlich etwas tun, um diesen körperlichen Sprung ins kalte Wasser etwas abzumildern?

    [00:12:25] Frank Voßloh: Also natürlich ist Handwerk Schrauben und so ein Kessel trägt sich nicht alleine in den Keller und eine Wärmepumpe auch nicht. Das ist so. Die Industrie und das Haus Viessmann tun sehr viel, um das immer einfacher zu machen. Da geht es um Tragehilfen, da geht es darum, wie man Kessel konstruiert, dass man den vielleicht nicht aus einem Teil macht, sondern aus zwei Teilen, also wir denken schon sehr viel darüber nach, wie man es den Handwerkern leichter macht. Trotzdem, man muss morgens um sieben auf ne Baustelle, da ist es im Sommer warm und im Winter kalt. Das ist so. Dafür ist man aber auch an der frischen Luft, kann man auch sehr positiv sehen. Aber ich sag mal der Anteil der harten körperlichen Arbeit, Schlitze stemmen, Hilti und so weiter, nimmt deutlich ab. Und die Fähigkeit, so einen einen Kessel in Betrieb zu nehmen, den zu konnektivieren, den aufzuschalten, auch die Elektrik zu verstehen, so eine Wärmepumpe muss ja an den Schaltschrank im Haus angeschlossen werden. Also da kommen vollkommen neue Aufgaben auf das Handwerk zu und es wird da weniger körperlich, es wird etwas vergeistigt, man muss ein bisschen mehr darüber nachdenken. Das halte ich aber auch für eine Riesenchance.

    [00:13:29] Madita Brauer: Also, das ist ein Beruf fürs Leben. Ob man jetzt sein Leben lang auf der Baustelle ist... gibt's; es gibt die Alt-Gesellen, die das können, aber Anlagenmechanikerin ist nicht nur auf der Baustelle. Ich habe einen super Beruf am Schreibtisch und hab aber trotzdem jeden Tag Berührungspunkte mit Baustellen, mit Kollegen, mit Maschinen, mit Technik. Und das ist so der der Fortschritt, den ich da sehe. Dieser Beruf, wenn man einmal weiß, was man gemacht hat und weiß, was man machen muss, kann man sich so weiter entwickeln, dass wenn man irgendwann körperlich nicht mehr kann oder körperlich nicht mehr will oder einfach eine Schippe mehr verdienen möchte, kann man sich hinter den Schreibtisch setzen. Man muss selbst diszipliniert sein und dann kann man es machen. Und deswegen ist dieser Beruf auf jeden Fall was fürs Leben.

    [00:14:22] Marius Luther: Das war mir so aber auch noch nicht klar. Wer heute ins Handwerk einsteigt, der wird nicht sein Lebtag dasselbe machen, bis er nicht mehr kann.

    [00:14:30] Frank Voßloh: Das ist das Schöne an dem deutschen Ausbildungssystem, das ist glaube ich einzigartig in der Welt: Man legt sich eben mit 16 nicht fest und weiß dann genau, man endet irgendwo auf dem und dem Bürosessel, sondern da ist vieles auf der Strecke möglich und das ist auch der Grund, warum wir in die Schulen reingehen, warum wir unsere Leute rausschicken auf die Realschulen, auf die auf die Gymnasium, zu sagen, guck doch bei uns rein, ob das was für euch ist

    [00:14:53] Marius Luther: Nehmen wir nur mal Madita als Beispiel. Die geht mit einem Meistertitel und einem Bachelor ins Berufsleben. Viel besser kann man nun wirklich nicht aufgestellt sein. Und das muss sich herumsprechen.

    [00:15:04] Madita Brauer: Auch meine Eltern haben mir nicht gesagt, hey, wir haben einen Handwerksbetrieb, mach eine Lehre bei uns. Also, es kam halt auch für die irgendwie nicht in Frage, und daran scheitert's halt einfach. Die haben aber auch nie gesagt, mach's nicht. Aber es kam halt einfach nicht an. Es kam nicht an, dass das Handwerk einfach auch eine krass gute Perspektive für jemanden hat, der ein Abi hat. Ich meine, wie viele studieren Maschinenbau genau ein Semester und kommen nicht mehr raus? Warum, wenn ich Bock auf Technik und Maschinenbau hab, mache ich nicht eine Ausbildung als Maschinenbauer? Also das ist ja irgendwie nicht in den Köpfen verankert, also da muss die Gesellschaft irgendwas dran ändern.

    [00:15:41] Marius Luther: Eine Schlüsselrolle spielen die Schulen, vor allem die Gymnasien.

    [00:15:44] Madita Brauer: Also ich gehe regelmäßig in Schulen, tatsächlich, aber in einem Gymnasium war ich noch nicht nicht. Nicht weil ich es nicht angeboten habe, sondern weil das Angebot abgelehnt wurde. Und da ist einfach schon der Fehler. Ich selbst hab Abi, ich studiere auch noch und ich bin nicht gewünscht, in so einem Schultag-Ausbildungs-Quatsch da mit einbezogen zu werden. Und das ist so.... Es war schon ein Schlag ins Gesicht. Das kann man auch einfach so sagen.

    [00:16:14] Marius Luther: Frank, würdest du heute einer Abiturientin sagen: die Ausbildung, das ist eigtnlich genauso gut wie'n, wie ein Studium?

    [00:16:22] Frank Voßloh: Das würde ich in jedem Fall tun, wenn es denn zur Person passt. Es gibt hochgradig theoretisch veranlagte Con-Abiturienten, an die ich mich gern erinnere, für die war das Studium genau das richtige. Aber was wir gerade gehört haben, und ich hab selbst in Aachen Elektrotechnik studiert, damals sagte der Dekan, gucken Sie einmal nach rechts, gucken Sie einmal nach links. Einen von beiden sehen Sie in drei Semester nicht wieder. Genauso war es. Es hat diesen und ich glaube, er ist anhaltend immer noch Trend, ich muss unbedingt studieren gegeben. Ich halte das für extrem kritisch weil, ich glaube der alte Spruch weiß ich was im Mittelalter kommt aber ich glaub schon Handwerk hat goldenen Boden der ist heute aktueller denn je Wer einen Handwerksbetrieb führt hat wirklich die Möglichkeit sehr viel und gutes Geld zu verdienen Das wird wird sehr unterschätzt Ja da muss man auch anfangen zu packen da muss man auch viel lernen Das ist ein sehr technische Berufe aber wenn man den einmal erlernte gibt es alle Möglichkeiten und das was ich am deutschen Ausbildungssystem so hervorragend finde Es ist ja bei uns sehr Stufen mäßig aufgebaut es gehen auch viele Leute ins Abitur wo man vielleicht sagt, hör mal, mittlere Reife wäre auch ganz schön gewesen, und dann macht man halt eine Lehre, und wenn man dann vielleicht im späteren jungen Lebensalter, 18, 19, 20 feststellt, jetzt habe ich meinen Gesellenbrief, aber eigentlich wäre ein Meister oder Techniker oder dann ein Studium TGA oder Maschinenbau schön, dann geht das. Wir sind immer noch zu sehr unterwegs, wer einmal in der Oberstufe ist, muss dann im Studium sich irgendwo durchquälen. Ich würde mir eine größere Offenheit da sehr wünschen.

    [00:17:56] Marius Luther: Aber auch Arbeitgeber müssen sich öffnen, vor allem für neue Arbeitszeitmodelle. Denn diese Flexibilität ist laut Madita wie bei vielen anderen unentbehrlichen Berufen ein absolutes Kern-Kriterium.

    [00:18:09] Madita Brauer: Wenn man mich wirklich jetzt abwerben möchte - ja, die Priorität ist die Flexibilität. Also ich habe Hobbys und Familie und Freunde, die ich immer unter einen Hut bringe. Das heißt, bei mir ist dieser klassische 8-to-5-Job schon nicht drin. Wir haben heute im Büro noch über die vier Tage Woche gesprochen, also wär für mich ein Superding. Also ich finde, man muss als Arbeitgeber flexibel sein. Wenn, wenn man jetzt spontan einen Termin hat, sei es mit Kindern, Mutter zum Krankenhaus fahren, irgendwie sowas, das muss drin sein, und das muss möglich sein, ohne dass ich mir dafür Urlaub nehmen muss oder mich krank melden muss. Sondern das muss einfach eben aufgrund von guter Kommunikation drin sein, und dann darf's auch selbstverständlich sein, dass ich als Arbeitnehmer das dann hinten dranhänge. Die andere Kollegin die hat ein Kind, die muss das morgens zum Kindergarten bringen und abends muss sie es abholen - die hat andere Arbeitszeiten wie alle anderen.

    [00:19:06] Marius Luther: Auch in diesem Bereich führt der Mangel an qualifizierten Talenten seinem Umdenken in der Branche, zu einem "War for Talent", den ich bis dato nur aus der Tech-Branche kannte.

    [00:19:17] Frank Voßloh: Das Handwerk ist viel moderner, als wir das glauben. Ich bin viel draußen bei Kunden. Ich kann mich sehr gut an ein Gespräch erinnern, was ich am Anfang des Jahres in München geführt habe. Und jetzt kommen erschreckende Zahlen. Da hat mir einer unserer treuen und großen Kunden gesagt, pass mal auf Frank, in München werden Handgelder von zwischen fünf und 10.000 Euro gezahlt. Was meine ich mit Handgeld? Da sagt der Installateur, wenn du zu mir kommst und zwei Jahre bei mir bleibst, gibt es erst mal zwischen fünf und 10.000 Euro aufs Konto. Hätte man sich vor zehn Jahre nicht vorstellen können, aber das zeigt, wie der Markt momentan tickt, im Süden noch stärker als im Norden. Und jetzt kommt die Antwort, ich sag, ja was machst du denn dagegen? Sagt er, pass mal auf, meine Leute müssen arbeiten, aber wir haben eine Regel: Jede zweite Woche ist Freitag bis Montagmorgen frei. Im Sinne frei, da wird das Handy ausgemacht. Dann komme ich auch nicht uns sage, kannst du mir doch helfen? An dem anderen Wochenende ist ein Notdienst da, wenn du sagst, hör mal, tut mir leid, da brennt grad der Baum, ja, da ist eine Dusche kalt oder oder. Aber den Leuten ganz klare Zeitfenster anbieten und sagen, pass mal auf, so ist es. Da gibt es extrem viele Ideen, wie man das flexibler gestalten kann, aber die Menschen möchten natürlich, und die Handwerker möchten schon Geld verdienen, aber eben klare Zeitfenster, zu sagen: Da ich bin ganz für die Familie da oder für die Kinder, das wird immer wichtiger und die Handwerker können das auch einrichten. Und tun sie auch.

    [00:20:40] Marius Luther: Also das sehen wir auch in jeder Umfrage, die wir machen mit diesen unentbehrlichen Talenten, dasa man immer denkt, es kommt nur auf das Gehalt an. Das ist nicht so. Es kommt auf ganz viele Faktoren an, und zeitliche Flexibilität ist ganz ganz entscheidend. Und je mehr man davon als Betrieb ermöglichen kann, gerade als größerer Betrieb, um so besser die Chancen auf dem Recruiting-Markt auch, diese Talente anzulocken.

    [00:21:05] Frank Voßloh: Das sehe ich ganz genauso. Um es auch klar auszudrücken: Das hat auch nichts mit einer faulen Generation zu tun. Ich glaube auch die jungen Menschen sind durchaus bereit, 40 Stunden die Woche zu arbeiten, vielleicht auch 45, aber mit der klaren Ansage: Pass auf, das mache ich mache ich gerne ich mache vielleicht auch jeden Tag neun Stunden, mehr als zehn sind ja nicht erlaubt nach Arbeitsschutzgesetz, aber es muss eben auch Fenster geben, wo ich nicht arbeite. Also dieser Dauerstress, 24 7, das wollen sie nicht mehr, es soll, muss klare Ansagen geben. Aber die Betriebe werden ja auch tendenziell zumindest statistisch wieder etwas größer, mit mehr Leuten kann ich bessere Planungsarbeit machen, das ist eine der ganz entscheidenden Punkte, eben, ja, feste Arbeitsfenster anzubieten, und das setzt sich im Handwerk zunehmend durch. .

    [00:21:45] Marius Luther: Es gibt aber noch einen anderen Kulturwandel, den Handwerksbetriebe vollziehen müssen, wenn sie im Wettbewerb um unentbehrliche Talente eine Chance haben wollen. Das ist ein Thema, das wir auch in der letzten Folge mit Sandro Pé in der Pflege hatten. Es geht um den respektvollen Umgang.

    [00:22:02] Madita Brauer: Geld spielt überall eine Rolle, dafür habe ich mich so lange auf die Schulbank gesetzt. Aber ich finde es viel wichtiger, dass man zeigen kann, wie das Arbeitsklima ist, dass man total offen ist, dass das alle irgendwie so gleich behandelt werden und dass man vor allen Dingen auch gewertschätzt wird. Meine erste Baustelle nach der Meisterschule, die ich geführt habe, war ein Altbau, ne komplette Altbau-Sanierung, und ich hatte eben die Kollegin dabei, die selbst noch nicht so wirklich lange auf auf der Baustelle unterwegs ist. Und die hat da so einen geilen Job gemacht, und das das hab ich ihr gesagt. Und dann hat die die Kunden hat mir auch gesagt, die arbeitet, die hat super viel Bock, und die Nachrichten kann man auch einfach mal eben der Kollegin zeigen. Und das ist so Wertschätzung. Jetzt zu sagen, okay, du hast einen Urlaubstag mehr, oder du verdienst einen Euro mehr, ja, das ist dann auf Dauer auch nicht mehr das Gelbe vom Ei. Weil irgendwann habe ich auch davon nicht genug. Und auch der alteingesessene Geselle, der seit 40 Jahren nichts anderes macht, als Kesselhäuser schrauben, der wird auch da irgendwann ne geile Leistung abgelegt haben. Und dann kann man auch nach 40 Jahren noch sagen, krass, da warst du heute besonders schnell, besonders ordentlich, du hast dem Azubi das besonders cool beigebracht... ich finde, das kann jeder lernen, wenn er es will. Wenn er die Notwendigkeit weiß, dann kriegt er es hin.

    [00:23:22] Marius Luther: Und die Notwendigkeit die ist da. Wirklich da. Und die Lage wird nicht besser.

    [00:23:28] Frank Voßloh: Ich mache meinen Job im Hause Viessmann jetzt seit zehn Jahren und beobachte in diesen zehn Jahren drei Eskalationsstufen. also die ersten acht hatten wir die Situation, dass einfach die Anzahl der Handwerker zu gering ist. Es gibt mehr Arbeit, es gibt mehr Anlagenbestand, es gibt mehr Wünsche nach Erneuerung und erzwungene oder eine freiwillige Sanierung als das rückläufige SHK Handwerk - Sanitär Heizung Klima - bedienen kann. Das waren die ersten acht. Seit zwei Jahren gibt es einen absoluten Booster, das muss man auch sagen, die Politik hat mit einersehr großzügigen Förderung dafür gesorgt, dass die Menschen alte fossile Heizsysteme - Öl- und Gas-Kessel - rausreißen wollen und dass sie halt neue Sachen einbauen wollen. Diese Förderung, die Bafa-Förderung, wie man das nennt, hat dazu geführt, dass der deutsche Markt von immer so um 700, 750.0000 Kessel auf fast eine Million gestiegen ist. Also auf einmal war da ein Drittel mehr Nachfrage. Und jetzt haben wir natürlich die die dritte Stufe sozusagen gezündet seit dem Ukraine-Krieg, das muss man auch klar sagen, ist der Wunsch der Menschen, autark zu sein, das heißt, sich vom Gas loszusagen, das brauchen wir gar nicht mehr bewerben, das möchten die Leute, da ist jetzt noch mal ne dritte Ruckstufe gezündet, von Materialknappheit will ich an der Stelle gar nicht reden. Aber das sind so die drei Dinge, die sich in den letzten Jahren abgespielt haben. Aber momentan ist die Situation hochgradig kritisch.

    [00:24:52] Marius Luther: Ein großes Unternehmen wie Viessmann kann da immerhin aus dem Bestand schöpfen, indem es massiv in die Weiterbildung seiner Mitarbeiter investiert.

    [00:25:01] Marius Luther: Du hast ja vorhin auch angesprochen, dass da gerade ein Riesenwandel im Markt stattfindet, von den alten Heizkesseln, nenn ich die jetzt mal hin zu den Wärmepumpen. Ich kann mir auch vorstellen dass das intern ne ziemliche Transformation ist eurer Mitarbeiter, zu sagen, du hast jetzt 20 Jahre Heizkessel betreut, und jetzt geht es um Wärmepumpen. Wie gelingt euch denn das?

    [00:25:22] Frank Voßloh: Wir haben sehr früh schon die Wärmepumpe gehabt, wir haben Biomasse gehabt, wir kommen vom Öl, wir haben dann Gas gemacht, wir haben Brennstoffzellen im Vertrieb. Wir haben irgendwann festgestellt, es kann nicht jeder alles machen, deshalb mussten wir das spezialisieren und Spezial-Teams gründen. Da gibt es natürlich aufgrund der Marktlage jetzt einen Riesen-Pool an Menschen, die sich in Gas und Öl auskennen, aber auch schon sehr viele, die eben Wärmepumpen-Spezialisten sind. Und nochmal, wir sind so breit aufgestellt, nicht jeder kann alles. Und wir müssen jetzt und wir nennen das "Accelerated Active Transition", wir müssen jetzt die noch erheblichen Pools und Teams an Leuten, die eher auf der fossilen Seite unterwegs sind, weiterbilden, mit denen sprechen und sagen, hör mal, du kennst Heizungstechnik, Hydraulik ist die gleiche, ja es ist ein anderer Brennstoff, aber lass uns darüber reden, wie du in ein oder zwei Jahren ein Wärmepumpen-Experte bist, ein Fotovoltaik-Experte bist, ein Solarthermie, ein Biomasse-Experte. Der Weg geht mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit aus den fossilen Brennstoffen raus und wir müssen unsere Kunden und unsere Teams mitnehmen, diese Reise mit uns sehr schnell zu gehen.

    [00:26:26] Marius Luther: Wir brauchen Zehntausende neue Klimaretter-Handwerker, um diese Energiewende zu schaffen. Und überall, wo es Fachkräftemangel gibt, schauen wir inzwischen ins Ausland, in der Hoffnung, dass von dort ein paar dringend benötigte Talente zu uns kommen. Ich habe Frank Voßloh gefragt, welche Erfahrungen er dabei gemacht hat.

    [00:26:46] Frank Voßloh: In der Praxis sieht das so aus, dass wir schon vor allem Krisen angefangen haben, aus dem Ausland Handwerker zu rekrutieren. Es gab mal ne große Offensive mit Spanien und Portugiesen. Da hat sich eins herausgestellt. Eigentlich gut. Was heißt hier eigentlich? In einem Betrieb, wenn man dann drei Spanier oder drei Portugiesen holt, ist es in der Regel gescheitert, weil die sich zu einer kleinen Gruppe zusammengetan haben. Die haben dann nicht die Sprache gelernt, weil das einfach einfach und bequemer ist. Die Betriebe die gesagt haben, nee, ich nehme nicht drei, ich nehme einen. Oder ich nehm vielleicht zwei, einen Portugiesen und einen Spanier, und die schicke ich in zwei getrennte Trupps - dort hat es in der Regel ganz gut Die waren dann schnell mit den Kollegen vernetzt, die haben schnell die Sprache gelernt, also das war eine Erkenntnis. Die zweite Ergebnis man hatte eigentlich, als dann die die große Flüchtlingskrise aus dem aus dem östlichen Raum kam, hatte man auch gehofft dann, dass man das machen kann. Da ist nicht so richtig viel rausgekommen, das muss man in aller Offenheit sagen. Ich höre jetzt neue Stimmen, die Menschen die leider aus der Ukraine kommen, so viele Männer sind es ja nicht aus den bekannten Gründen, aber die, die angekommen sind und ne handwerkliche Geschicklichkeit oder sogar eine Ausbildung mitgebracht haben, kommen in den Betrieben, mit denen ich spreche, gut an. Dort ist irgendwie der Arbeitsethos, dort ist ist das soziale Miteinander dem dem deutschen Gefühl doch etwas näher. Da besteht wirklich eine Chance, dass sich diese Menschen hier, wenn sie es denn wollen, auch langfristig in unseren Arbeitsmarkt integrieren.

    [00:28:21] Marius Luther: Ich werde manchmal von Investoren gefragt: Marius, diese ganzen Jobs, die ihr vermittelt, gibt es die überhaupt in 30 Jahren noch?

    [00:28:28] Frank Voßloh: Das ist einer meiner weiße-alte-Männer-Sprüche: Ich sage immer, Software macht kein Wasser warm. Dazu bedarf es Technik, moderner Technik. Dass man mit Bits und Bytes das Wasser direkt warm kriegt, das werden wir nicht schaffen. Also das wird immer eine thermodynamisch, maschinenbautechnische hochspannende Angelegenheit bleiben. Wir tun daran, dass sie einfacher wird. Aber man kann das nicht digitalisieren. Also um die Zukunft der Branche und der Arbeitsplätze mache ich mir nullkommanull Gedanken.

    [00:28:56] Marius Luther: Dazu hatte Madita noch einen spannenden Gedanken. Wenn das so ist, wenn wir Handwerkerinnen genauso dringend brauchen wie Software Entwicklerinnen - warum behandeln wir sie nicht alle gleich?

    [00:29:08] Madita Brauer: Also ich weiß, was ich verdiene, und das reicht, und das ist okay. Aber wenn ich jetzt überlege, okay, irgendjemand, der IT studiert hat, vielleicht auch einen mega krassen Job macht, verdient aber fast das Dreifache wie eine Hebamme. Wie wie eine Pflegekraft, wie ein Handwerker, und da fehlt mir das Verständnis. Ich feiere jeden, der irgendwelche kryptografischen Computerprogramme machen kann. Kann ich nicht, find ich gut. Aber dieser Kollege, der das kann, der kann auch keine Heizungsanlage schrauben Und rein hypothetisch gesehen finde ich, dass jemand der Computerprogramme steuern kann, genau so viel verdient hat, wie jemand, der eine Heizungsanlage schrauben kann. Weil beide können nicht beides.

    [00:29:48] Marius Luther: Das war sie die zweite Folge von Unentbehrlich - der Fachkräftepodcast. Und jetzt bin ich neugierig. Was habt ihr denn mitgenommen aus meinen Gesprächen über den Handwerkermangel in Deutschland? Wie findet ihr die Idee eines handwerklichen Pflichtpraktikums? Würdet ihr euren Kindern eine Ausbildung empfehlen oder seid ihr Team Studium? Und wenn ihr selber im Handwerk arbeitet - wie war euer Weg in den Beruf, und wie gefällt er euch?

    [00:30:15] Marius Luther: Ihr findet mich auf LinkedIn unter meinem Namen Marius Luther. Oder Ihr besucht mich auf der Podcast-Homepage unentbehrlich.co. Danke fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge. Dann sprechen wir über den Beruf des Facility Managers. Bis dahin, Euer Marius Luther

    [00:30:33] Marius Luther:

Die Gäste in dieser Folge

Porträtfoto von Madita Brauer, Meisterin der Anlagentechnik SHK

Madita Brauer

hat als @FrauimHandwerk über 15.000 Follower auf Instagram, wo sie aus ihrem Leben auf der Baustelle berichtet - und mit Vorurteilen gegen Frauen im Handwerk aufräumt. Madita Brauer ist Meisterin der Anlagentechnik für Heizung, Sanitär-, Klima- und Lüftungstechnik - und macht gerade ihren Bachelor in Handwerksmanagement.

Foto: Weitblick Workwear

Dr. Frank Voßloh

ist Deutschland-Geschäftsführer von Viessmann - das 1917 gegründete Familienunternehmen produziert heute in 12 Ländern Klima- und Heiztechnik und beschäftigt über 13.000 Mitarbeiter. Frank Voßloh studierte Energietechnik an der RWTH Aachen und promovierte berufsbegleitend zum Dr.-Ing. Er ist Vorstandsmitglied des Bundesverbands Wärmepumpe.

Foto: Viessmann

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Wer will heute noch Hausmeister werden? Fachkräftemangel im Facility Management.

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Wie machen wir die Pflegeberufe attraktiv? (mit Katrin Alberding und Sandro Pé)